Ein Gastbeitrag von Theresa Lankes
Gastbeiträge sind Beiträge von Personen, die nicht der PANDA-Redaktion angehören. Manchmal treten wir an Autor*innen heran, um sie nach Gastbeiträgen zu fragen, manchmal treten die Autor*innen an uns heran. Gastbeiträge sind persönliche Gedanken der jeweiligen Autorin/des jeweiligen Autors und geben nicht die Meinung der PANDA-Redaktion wieder.

Männer und Frauen reden oft aneinander vorbei, genau wie Hunde und Katzen. Gleichberechtigtes Arbeiten funktioniert besser, wenn alle Beteiligten wissen, dass es unterschiedliche Kommunikationssysteme gibt und deren Sprachen beherrschen.

Es war einmal eine Tiger-Katze und ein Golden Retriever. Freudig wedelnd stürmte der Hund auf die Katze zu. Die Katze sah einen aggressiv wedelnden Angreifer, begann sofort mit eigenem Schwanzwedeln und mit einem Sprung platzierte sie die Krallen ihrer Pfoten rund um die Schnauze des Goldies.

 Ebenfalls Schmerzen verursachen Missverständnisse im Berufsalltag. Beispielsweise hat die Soziolinguistin Prof. Deborah Tannen erforscht, dass Frauen von männlichen Chefs als weniger fähig bewertet werden, weil die Chefs unbewusst erwarten, dass Frauen ihre Leistung genauso kommunizieren wie männliche Kollegen. Dabei ist die Sozialisierung von Männern und Frauen* sehr unterschiedlich: Mädchen wird regelmäßig beigebracht, auf ein gutes Gruppengefühl zu achten, während Jungs lernen, Status zu erlangen. Die resultierenden Umgangsweisen nennt Dr. Peter Modler horizontale und vertikale Kommunikation:

  • Das horizontale Kommunikationssystem verbietet Selbstdarstellung und Machtansprüche. Es zielt auf Gruppenharmonie.
  • Im vertikalen System entsteht Zugehörigkeit durch Selbst- und Machtdarstellung, die klarstellen, wer welchen Rang einnimmt.

 

Frauen bewegen sich überwiegend in horizontalen, Männer vor allem in vertikalen Systemen. Seit Jahrzehnten wird Frauen geraten, sie sollen sich mehr an männliches Verhalten anpassen, z. B. lange Statusreden halten. Warum hadern Frauen oft damit? Deborah Tannen meint, Kommunikation ist Werte geprägt: Die Art, wie wir sprechen, ist, wer wir sind und wer wir sein wollen. Zudem ist es keine Gleichberechtigung, wenn die eine Hälfte der Welt ihre Kommunikation komplett an die andere Hälfte anpassen muss. Es liegt aber in der Logik eines Kommunikationssystems, dass seine Bewohner*innen annehmen, alle anderen Menschen sprächen ihre Sprache.

Wer in diversen Teams und für Gleichberechtigung arbeitet, will so sprechen, dass auch ganz unterschiedliche Menschen zuhören. Dabei helfen Prof. Tannens Einblicke und Dr. Modlers konkrete Fallbeispiele zur Anwendung horizontaler und vertikaler Kommunikation. Genau wie ein Klavier tiefe und hohe Töne braucht, benötigen wir beide Kommunikationssysteme, vor allem wenn wir möglichst viele Menschen erreichen wollen.

 

* Die Forschung konzentriert sich auf die Unterschiede von Männern und Frauen. Mit dieser Wiedergabe möchte ich natürlich die Existenz weiterer Geschlechter nicht verneinen.

Zum Weiterlesen für konkrete Handlungstipps: Deborah Tannen: „The Power of Talk: Who Gets Heard and Why“ oder Peter Modlers Bücher, z.B. „Das Arroganz-Prinzip“

Über die Autorin: Theresa Lankes hat die besten Praxis-Tipps für erfolgreiche Kommunikation 2018-2019 in Workshops unterrichtet. Außerdem ist sie Scrum Masterin, Wirtschaftsjuristin und gibt hier nur ihre persönliche Meinung wieder.

Bildquelle:  Foto von Snapwire von Pexels