Ein Gastbeitrag von Aline Sillet
Gastbeiträge sind Beiträge von Personen, die nicht der PANDA-Redaktion angehören. Manchmal treten wir an Autor*innen heran, um sie nach Gastbeiträgen zu fragen, manchmal treten die Autor*innen an uns heran. Gastbeiträge sind persönliche Gedanken der jeweiligen Autorin/des jeweiligen Autors und geben nicht die Meinung der PANDA-Redaktion wieder.

„Du könntest doch gar nicht anders, als zu arbeiten!“, „Du bist eben eine Karrierefrau!“ und „Hoffentlich bekommt ihr kein zweites Kind, wenn du dir schon beim ersten nicht leisten kannst, zu Hause zu bleiben!“ sind Aussagen, die nicht nur mich, sondern auch die durchschnittliche Meinung der Gesellschaft leider immer noch gut treffen.

Ich (zwei Kinder, 35 Jahre alt, mittlerer Schulabschluss mit abgeschlossener IT-Berufsausbildung) bin bei beiden Kindern jeweils sechs Monate zu Hause geblieben und habe auch nach die Rückkehr in den Job weiterhin gestillt. Mein Mann hatte pro Kind acht Monate Elternzeit. Beim ersten Kind hat mein Mann danach auch Vollzeit gearbeitet. Seit dem zweiten Kind arbeitet er Teilzeit – 20 Stunden die Woche, auf zwei Tage verteilt. Für uns beide war von Anfang an klar, dass es finanziell nur Sinn macht, wenn ich weiter Vollzeit arbeiten gehe – trotz Gender Pay Gaps. 

Gerne hätte ich mehr Zeit mit den Kindern gehabt und hätte mir die Rolle als Vollzeitmutter gut vorstellen können. Unser Hauskredit und unsere Lebenshaltungskosten sind da jedoch anderer Meinung. Bei beiden Kindern habe ich die ersten sechs Lebensmonate ausgekostet, weil mir von Anfang an klar war, dass mir nur begrenzte Zeit zur Verfügung steht. Kaffeeplausch am Spielplatz? Nicht für mich: Nach sechs Monaten ging es zurück in die alte Welt mit Dienstreisen und allem was dazugehört. Es war nicht immer leicht – für mich persönlich, aber auch gesellschaftlich. Nach dem ersten Kind musste ich beim Arbeitsstart meines Mannes nachmittags die Kinderbetreuung übernehmen, da die Krippe nur sieben Std. abgedeckt hat. Eine Stunde ging für Bringen, Holen und Arbeitsweg drauf. So blieb mir nur die Option eines geteilten Dienstes ohne Pause und abends ab 20 Uhr Homeoffice. 

Bis heute werde ich deswegen von vielen darauf angesprochen, dass ich nur Teilzeit arbeite wegen den Kindern, obwohl ich noch nie Teilzeit gearbeitet habe. Meine Arbeitgeber haben mich immer unterstützt, diese Modelle umzusetzen – auch das ist nicht selbstverständlich. Bei Dienstreisen hocken das schlechte Gewissen und die Kommentare meiner männlichen Kollegen immer mit im Gepäck: eine Mutter müsse schließlich für ihre Kinder da sein. Dass man als Frau auch im Haushalt eine Rolle einnimmt, ist spätestens seit den letzten Studienergebnissen wieder allen präsent. Ich finde es schade, dass man gesellschaftlich und auch vom Staat in dieser Rushhour des Lebens nicht besser unterstützt und akzeptiert wird. Natürlich gibt es heute so viel Geld wie noch nie, wenn man ein Kind bekommt, das muss ich mir oft erzählen lassen. Aber früher hat eben auch ein „normales“ mittelschichtiges Einkommen genügt, um eine vierköpfige Familie zu ernähren. 

Es wurde nicht vorausgesetzt allem ständig gerecht zu werden. Ein Kind zu bekommen ist mehr denn je eine finanzielle und organisatorische Frage. Familie und Beruf lassen sich vereinbaren, aber auf eigene Kosten – und die muss jede*r selbst (er)tragen.