Was bedeutet es, wirklich ein*e Ally zu sein? Nicht nur im Pride-Monat, sondern das ganze Jahr über. Was heißt es, Verantwortung zu übernehmen – auch dann, wenn es unbequem wird? Im Gespräch mit Isabelle Hoyer, Mitgründerin von PANDA, und Stuart Bruce Cameron, CEO der UHLALA Group und Veranstalter von Europas größter LGBTIQ+ Karrieremesse STICKS & STONES, ging es um genau diese Fragen. Ehrlich, kritisch und mit viel Herz blicken die beiden auf persönliche Erfahrungen, Veränderung und intersektionale Vielfalt in der Führung.
„Ich bin schwul – also diskriminiert. Und trotzdem: ein weißer cis Mann.“
Isabelle:
Stuart, wir haben gemeinsam PANDA gegründet, ein Netzwerk für weibliche Führungskräfte. Heute bist Du CEO der UHLALA Group und veranstaltest u. a. die STICKS & STONES, Europas größte LGBTIQ+ Karrieremesse. Was hat sich bei Dir verändert und was ist geblieben?
Stuart:
Verändert hat sich meine Haltung. Ich war anfangs überzeugt, dass ich schon auf der „richtigen Seite“ bin. Ich bin ja selbst schwul, also diskriminiert. Aber was ich damals nicht gesehen habe: Ich bin trotzdem ein weißer cis Mann. Und das bringt Privilegien mit sich, auch in marginalisierten Communities.
Was geblieben ist: Ich will Menschen stärken, die zu oft übersehen werden. Früher dachte ich, das reicht mit einer Bühne. Heute weiß ich, man muss auch dafür sorgen, wer überhaupt auf die Bühne kommt und wer sprechen darf.
Verantwortung heißt: Platz machen
Isabelle:
Du hast mit Panda ein Netzwerk für Frauen mit aufgebaut, trittst dort aber heute bewusst eher in den Hintergrund. Warum?
Stuart:
Weil ich’s am Anfang falsch gemacht habe. Ich war der Erste auf der Bühne, ich hab mich gern gezeigt, aber ich hab nicht verstanden, dass es bei PANDA nicht um mich gehen soll. Ich musste lernen, was echter Raum bedeutet. Heute ist mir klar: Wer Teil einer privilegierten Gruppe ist und ja, das sind auch weiße schwule Männer muss lernen, wann es Zeit ist, Platz zu machen.
Und trotzdem ist PANDA ein Teil meines Herzens. Ich bin stolz auf jede Frau, die dort ihren Weg geht. Ich unterstütze gern, nur eben nicht mehr im Spotlight.
Pride ist kein Logo – sondern Haltung
Isabelle:
Viele Unternehmen feiern im Juni Pride. Aber was bleibt davon im Juli?
Stuart:
Zu oft: nichts. Eine Flagge am Logo ist kein Wandel. Viele queere Mitarbeitende bleiben lieber still, weil sie wissen: Die Marke feiert Pride, aber die Führungskraft ist nicht sicher. Diversity wird oft als Deko gesehen, nicht als Haltung.
Und auch ich habe lernen müssen: Nur weil ich diskriminiert werde, heißt das nicht, dass ich automatisch alles richtig mache. Ich habe nicht gesehen, warum so wenige Frauen zu unseren Events kamen bis ich verstanden habe: Wir haben sie nicht angesprochen, nicht eingeladen, nicht wertgeschätzt.
Heute liegt der FLINTA*-Anteil bei der STICKS & STONES bei fast 50 %. Das kam nicht durch Zufall, sondern durch Zuhören und Lernen.
Gegen Diskriminierung sein reicht nicht
Isabelle:
Was müssen gerade Menschen in Führungspositionen aus Deiner Sicht verstehen, wenn es um LGBTIQ+ oder auch um intersektionale Vielfalt geht?
Stuart:
Dass es nicht reicht, gegen Diskriminierung zu sein. Wer in Verantwortung ist, muss mitdenken: Wen fördere ich? Wer wird übersehen? Wer traut sich nicht, sich zu zeigen?
Und dass man nicht automatisch „woke“ ist, nur weil man selbst einmal diskriminiert wurde. Ich kenne viele in der LGBTIQ+ Community, die für sich kämpfen, aber nicht für andere.
Echter Allyship bedeutet, auch die eigenen Privilegien zu sehen. Zu erkennen: Ich habe Vorteile, und ich kann sie nutzen. Nicht für mich, sondern für andere.
„Fehler sind okay. Schweigen nicht.“
Isabelle:
Was würdest Du Frauen in Führungspositionen heute gerne sagen, wenn’s um queere Sichtbarkeit geht?
Stuart: Ich würde sagen: Vielfalt endet nicht bei Dir. Nur weil Du als Frau gegen Barrieren kämpfst, heißt das nicht, dass Du automatisch für alle sprichst. Schau hin, hör zu und frag Dich, wen Du nicht siehst.
Und ich würde sagen: Hab keine Angst, Fehler zu machen. Fehler sind okay, Schweigen nicht. Wer führt, darf nicht bequem sein.
🌈 Save the Date – und sei dabei!
Ob zum Vernetzen, Inspirieren lassen oder einfach zum Feiern von echter Vielfalt: Die STICKS & STONES ist mehr als eine Karrieremesse – sie ist ein Ort für Begegnung, Empowerment und Sichtbarkeit.
📅 21. Juni 2025
📍 Arena Berlin, Eichenstraße 4, 12435 Berlin
🔗 Infos & Tickets: www.sticks-and-stones.com
Zeig Dich. Zeig Haltung. Sei dabei.

Stuart Bruce Cameron und Isabelle Hoyer im Wandel der Zeit